Dienstag, 22 Oktober 2024 12:03

Drastische Kürzungen in der Jugendkunstschule in Dresden

Artikel bewerten
(0 Stimmen)
Jugendkunstschule Jugendkunstschule pixabay / Foto illustrativ

Die städtische Jugendkunstschule (JKS) in Dresden, die seit 2005 an den Standorten Prohlis und Gorbitz aktiv ist, steht vor großen Herausforderungen. Mit über 6000 Schülern allein im letzten Jahr ist die Schule eine zentrale Einrichtung für Kunst und Kulturförderung in der Stadt. Doch nun müssen erhebliche Kürzungen vorgenommen werden. Die Ursache liegt in einem Urteil des Bundessozialgerichts, das die Beschäftigungsbedingungen von Honorarkräften strenger reguliert.

Das Herrenberg-Urteil und seine Auswirkungen

Das Bundessozialgericht urteilte, dass die Kriterien für die Feststellung einer Selbständigkeit von Honorarkräften verschärft werden müssen. Nach den neuen Regeln gelten die meisten der 38 Honorarkräfte der Jugendkunstschule als scheinselbstständig. Da die Stadt Dresden nicht in der Lage ist, die Kosten für deren Festanstellung zu tragen, sah sich die Schule gezwungen, ihr Angebot erheblich zu reduzieren.

Palitzschhof in Prohlis stark betroffen

Besonders stark spüren die Kürzungen die Angebote im historischen Palitzschhof in Prohlis. Dieser Dreiseitenhof aus dem Jahr 1867 bietet verschiedene Werkstätten, darunter Keramik, Lederverarbeitung, Siebdruck und Näharbeiten. Bis zu 15 Lehrkräfte auf Honorarbasis arbeiteten hier regelmäßig. Doch seit die Stadt diese nicht mehr beschäftigen darf, ist die Weberei geschlossen und die anderen Werkstätten können nur noch sporadisch betrieben werden. Ricarda Schleier, eine festangestellte Kunstpädagogin, arbeitet seit fünf Jahren in Prohlis und musste aufgrund der fehlenden Honorarkräfte vermehrt in der Lehre einspringen. Sie ist besorgt über die mangelnden motorischen Fähigkeiten und die fehlende Fantasie vieler Kinder, die sie im Unterricht beobachtet hat. „Gerade in einem sozialen Brennpunkt wie Prohlis ist kulturelle Bildung von enormer Bedeutung“, betont sie.

Zusammenarbeit mit Schulen in Gorbitz

Auch in Gorbitz, einem weiteren Standort der Jugendkunstschule, sind die Auswirkungen spürbar. Leiter Robert Lewetzky berichtet, dass trotz verstärkter Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten drei von fünf Tanzkursen gestrichen werden mussten. Die Honorarkräfte, die zuvor diese Kurse leiteten, dürfen nicht mehr beschäftigt werden. Zwar wurden acht Teilzeitstellen für ganz Dresden geschaffen, aber diese Übergangslösung reicht bei weitem nicht aus, um das volle Programm zu erhalten. Trotz der Schwierigkeiten konnte die Schule zuletzt mehr Kinder aus bildungsfernen Haushalten erreichen, was zeigt, wie wichtig das Angebot der Jugendkunstschule ist.

Zukunft ungewiss - Stadtrat entscheidet im Februar

Ob und wie die Jugendkunstschule langfristig gerettet werden kann, hängt vom nächsten Doppelhaushalt ab, über den der Stadtrat im Februar 2025 entscheiden wird. Bis dahin bleibt die Zukunft der Standorte Prohlis und Gorbitz ungewiss. Es ist klar, dass ohne zusätzliche Mittel viele der kulturellen Angebote für Dresdens Nachwuchs weiterhin stark eingeschränkt bleiben könnten.

Quelle: www.globewings.net/de, tag24.de